Totenhaut by Simms Chris

Totenhaut by Simms Chris

Autor:Simms, Chris [Chris, Simms]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-09-27T00:00:00+00:00


17

D

ie Leiterin des Frauenhauses umarmte Fiona mit einer Heftigkeit, als könne sie sie dadurch beschützen. »Passen Sie auf sich auf«, bat sie leise und schob den Kopf nach hinten, um Fiona in die Augen sehen zu können. »Und melden Sie sich mal, damit ich weiß, wie’s Ihnen geht.«

Fiona lächelte und dachte an die sechs kostbaren Nächte, die sie in dieser Zufluchtsstätte verbracht hatte. »Haben Sie vielen, vielen Dank, Hazel. Sie waren meine Lebensretterin. Sie sind eine Lebensretterin.« Fiona winkte noch einmal den Frauen auf der Eingangsstufe, dann wandte sie sich ihrem Wagen zu. Ihre Taschen waren sicher im Kofferraum verstaut, und sie stieg ein.

Die Fahrt zu ihrem möblierten Zimmer dauerte nicht einmal eine Viertelstunde. Sie hatte es sich wegen des guten Verkehrsanschlusses zu Melvyns Salon ausgesucht.

Schließlich war der momentan der Hauptinhalt ihres Lebens. Etwas anderes gab es zurzeit nicht.

Sie konnte damit leben, dass so gut wie alle ihre Freundinnen sich durch den kalten und argwöhnischen Empfang, den ihr Ehemann ihnen jedes Mal bereitete, schließlich von weiteren Besuchen hatten abschrecken lassen.

Und die Entschlossenheit, mit der sie abgestritten hatte, dass etwas mit ihrer Ehe nicht stimmte, hatte ein Übriges getan.

Doch der Graben, den sie zwischen sich und ihren Eltern aufgerissen hatte, war immer noch eine tiefe, schmerzhafte Wunde. Sie hatte eine glückliche Kindheit gehabt, unterstützt und gefördert von einer Mutter und einem Vater, die sie kaum je hatte streiten hören. Deshalb war es umso schlimmer für sie, als ihr langsam klar wurde, dass ihrer Ehe mit Jeff nicht derselbe Erfolg beschieden war. Sie hatte ihn geheiratet, als sie noch keine zwanzig war. Zuerst hatte sich alles gut angelassen. Er hatte nach der Uni eine passende Stelle in einem Büro für Vermessungstechnik gefunden, und sie hatte ihre Ausbildung zur Kosmetikerin und Masseurin abgeschlossen. Dann war sie schwanger geworden und zu Hause geblieben. Mit der Geburt ihrer Tochter wurde für Jeff die Arbeit immer wichtiger. Man hatte ihm neue, verantwortungsvollere Aufgaben übertragen, die ihm immer längere Arbeitszeiten abverlangten. Zeiten, die er anscheinend nur zu gern ableistete.

Allmählich kam er immer später nach Hause, und oft roch er nach Whisky. Das sei nur eine Art, sich zu entspannen, versicherte er ihr. Die Chefs ermunterten ihre Mitarbeiter, den Kontakt außerhalb des Büros ein wenig zu pflegen.

Doch seine Beförderung kam nie, und er wurde immer reizbarer. Er fing an zu kontrollieren, wie sie mit dem Haushaltsgeld umging. Ständig prüfte er die Rechnungen. Sie verdiente kein eigenes Geld mehr, und er flößte ihr Schuldgefühle ein, weil sie Geld ausgab, das, wie er wiederholte, nicht das ihre sei. Das Gleichgewicht in ihrer Beziehung hatte sich verschoben, und ihre Rolle hatte sich mehr und mehr zu der einer Untergebenen entwickelt. Und eines Tages erkannte sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Ernüchterung, dass ihre Ehe der ihrer Eltern glich. Ihr Vater der Ernährer der Familie, ihre Mutter die Hausfrau. Nur dass ihre Mutter nie den Eindruck gemacht hatte, sie sei mit ihrer Rolle nicht zufrieden. Vielleicht war es ja egoistisch von ihr, Fiona, mehr zu wollen. Also behielt sie ihre Zweifel für sich, spielte die glückliche Mutter und hoffte, alles würde sich wieder zum Besseren wenden.



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